Interview mit Baris Baglan, 1. Vorsitzender des ASV Mainz 88 e.V.
Kommt die Multifunktionsarena nach Mainz?
Herr Baglan, wie bewerten Sie die Entscheidung, die ursprüngliche Großsporthallenplanung zugunsten einer Multifunktionsarena weiterzuentwickeln?
Ich setze mich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Rollen – als Vereinsvorsitzender, Trainer und Sportpolitiker – für den Bau einer modernen Großsporthalle in Mainz ein. Die Entscheidung, nun den Weg hin zu einer Multifunktionsarena zu gehen, sehe ich als pragmatischen und zugleich notwendigen Schritt, um das Projekt überhaupt realisieren zu können. Entscheidend ist für mich, dass die sportliche Idee, die diesem Vorhaben zugrunde liegt, erhalten bleibt. Wenn die Multifunktionalität dabei hilft, dass die Halle tatsächlich gebaut wird, unterstütze ich das ausdrücklich – aber nur unter der klaren Bedingung, dass der Sport nicht zur Nebensache wird.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie für den organisierten Sport in Mainz durch die Multifunktionalität der geplanten Halle?
Die Chancen liegen klar auf der Hand: Eine moderne, multifunktionale Halle kann den Sport in Mainz auf ein neues Niveau heben – im Schul- und Vereinssport ebenso wie im Leistungs- und Spitzensport. Sie bietet Raum für Begegnung, für Wettkampf und Begeisterung und zugleich die Möglichkeit, kulturelle Veranstaltungen in unsere Stadt zu holen. Das stärkt die Attraktivität von Mainz als Sport- und Kulturstadt gleichermaßen.
Das Risiko liegt jedoch darin, dass sportliche Nutzungen von kommerziellen Events verdrängt werden könnten. Gerade kleinere Vereine sind auf flexible und bezahlbare Hallenzeiten angewiesen. Wenn diese durch Konzerte oder Kongresse eingeschränkt werden, verliert der Sport seinen Platz. Das darf auf keinen Fall passieren.
Welche Bedingungen müssen Ihrer Meinung nach erfüllt sein, damit der Sport nicht hinter kulturellen oder kommerziellen Nutzungen zurückfällt?
Es braucht von Anfang an klare Nutzungsprioritäten, transparente Belegungspläne und eine sportfreundliche Betriebsstruktur. Der Sport muss verbindlich festgelegte Zeitfenster für Training und Wettkämpfe erhalten – auch kurzfristig. Die Multifunktion darf nicht zur Marginalisierung des Sports führen, sondern muss ihn stärken. Dafür setzen wir uns als Verein entschieden ein, und wir wünschen uns, dass diese Prinzipien fest im späteren Betrieb verankert werden.
Was bedeutet diese Halle für den Sport in Mainz?
Diese Halle ist kein Luxus – sie ist eine Notwendigkeit.
Wenn wir den Sport in Mainz zukunftsfähig machen wollen, brauchen wir eine solche Arena als Herzstück für Training, Wettkampf und Gemeinschaft. Sie steht für mehr als nur Infrastruktur: Sie steht für Haltung, Zusammenhalt und die Wertschätzung des Sports in unserer Stadt.
Das Interview führte Karani Kutlu