Mehr als nur ein Neuzugang – Mustafa Sahin über Mainz, Ziele und Verantwortung
ASV Mainz 88 vor Heimkampf gegen die SVG Weingarten – im Gespräch mit Mustafa Sahin.
Der ASV Mainz 88 empfängt am Samstag, 29. November, um 19:30 Uhr die SVG Weingarten in der Mombacher Kampfarena (Obere Kreuzstraße, 55120 Mainz-Mombach). Nach dem prestigeträchtigen Auswärtssieg in Hösbach steht nun ein weiteres Schlüsselduell bevor – und einer der zentralen Athleten dieses Teams ist Neuzugang Mustafa Sahin.
Sahin, geboren am 10. September 1997, kam vor zwei Jahren aus der Türkei nach Deutschland und lebt seitdem für Studium und Leistungssport. Nachdem er zunächst in Hamburg Sportwissenschaften studierte, entschied er sich in diesem Jahr für einen Wechsel nach Mainz – und verlegte seinen Lebensmittelpunkt komplett in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.
Sportlich hat er bereits eindrucksvoll gezeigt, warum die Mainzer sportliche Leitung ihn unbedingt verpflichten wollte. Kurz nach seiner Verpflichtung wurde Sahin türkischer Meister und anschließend Dritter der Europameisterschaften 2025. Ein klassischer Scouting-Erfolg des ASV Mainz 88, der seit Jahren außergewöhnliche Talente entdeckt und weiterentwickelt.
Sahin ringt hauptsächlich im 71-Kilo-Limit griechisch-römisch, kann aber ebenso stark im 75-Kilo-Bereich antreten. Seine Kämpfe gelten als spektakulär und körperlich extrem fordernd – denn die Dichte an Weltklasse-Ringern ist in dieser Gewichtsklasse besonders hoch. Von seinen 7 bisherigen Bundesliga-Kämpfen gewann er fünf, zwei verlor er knapp – stets gegen internationale Top-Athleten. Eine seiner größten Stärken: Er gibt niemals auf. Seine außergewöhnliche Kondition erlaubt es ihm, Gegner spät im Kampf zu brechen und Begegnungen noch zu drehen.
Wir haben mit Mustafa Sahin über seine Entscheidung für Mainz, seine sportlichen Ziele und den Heimkampf gegen Weingarten gesprochen:
Mustafa, du bist aus einer Weltstadt wie Hamburg nach Mainz gezogen. Was hat dich dazu bewogen, deinen Lebensmittelpunkt hierher zu verlagern?
Mainz ist für mich eine sehr große und wertvolle Chance. Hier habe ich die Möglichkeit, in der ersten Liga zu ringen und mich mit sehr starken Athleten zu messen. Die Verantwortlichen und meine Trainer kümmern sich hervorragend um mich, und diese familiäre, aber gleichzeitig professionelle Atmosphäre wirkt sich direkt positiv auf meine Leistung aus. Ich spüre hier Stabilität und eine klare Perspektive – sportlich und persönlich. Deshalb war es für mich der richtige Schritt, meinen Lebensmittelpunkt nach Mainz zu verlagern.
Du hattest Angebote anderer Vereine. Warum hast du dich am Ende für den ASV Mainz 88 entschieden?
Der ASV Mainz 88 hat mir früh das Vertrauen gegeben und mir gezeigt, dass sie mich wirklich wollen. Dieses Vertrauen war ausschlaggebend. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt, und die Art, wie hier gearbeitet wird, passt zu meinen eigenen Vorstellungen von Professionalität und Weiterentwicklung. Für mich war schnell klar, dass Mainz der richtige Verein ist.
Du trittst fast jede Woche gegen internationale Spitzenringer an. Was bedeutet das für dich persönlich und sportlich?
Aktuell habe ich bei der Europameisterschaft eine Medaille gewonnen und bin zudem türkischer Meister geworden. Ich spüre seit einiger Zeit, dass der Rückenwind auf meiner Seite ist – ich werde von Tag zu Tag schneller und stärker. Solche Kämpfe auf höchstem Niveau helfen mir dabei enorm. Natürlich gibt es Begegnungen, in denen Schiedsrichterentscheidungen eine große Rolle spielen und den Kampfverlauf beeinflussen. Dadurch habe ich ein oder zwei Duelle verloren. Dennoch bin ich überzeugt, dass meine Trainer, meine Mannschaft und auch ich selbst mit den gezeigten Leistungen zufrieden sein können. Diese Herausforderungen bringen mich weiter und sind ein wichtiger Teil meines Weges.
Welche Ziele verfolgst du – mit dem Verein, als Einzelathlet und international?
Ich sehe mich aktuell auf einem sehr guten Weg und glaube fest daran, dass ich auf dem Weg zu den Olympischen Spielen noch größere Erfolge erreichen kann. Ich arbeite jeden Tag mit voller Kraft und ohne nachzulassen an mir. Mit dem Verein möchte ich Schritt für Schritt noch erfolgreicher werden und gemeinsam etwas aufbauen. Persönlich bin ich ehrgeizig, aber ich weiß auch, dass meine Entwicklung ein Zusammenspiel aus Team, Training und Umfeld ist. Genau deshalb bin ich hier.
Du studierst Sportwissenschaften. Hast du eine Vorstellung davon, was du nach deiner sportlichen Karriere machen möchtest – und welche Rolle der ASV in deiner Zukunft spielen könnte?
In der Türkei habe ich meinen Bachelor abgeschlossen, aktuell absolviere ich meinen Masterstudiengang an der Universität Hamburg. Ich entwickle mich akademisch genauso weiter wie sportlich und habe eine klare langfristige Vision, auch außerhalb der Matte. Mein Verein unterstützt mich dabei, und ich weiß, dass mir diese Verbindung auch für die Zukunft Stabilität geben kann. Wie genau sich das später gestaltet, wird die Zeit zeigen, aber ich kann mir gut vorstellen, dem ASV langfristig verbunden zu bleiben.
Wie erlebst du die Fans des ASV Mainz 88 – und wie schätzt du den Kampf gegen die SVG Weingarten ein?
Die Fans hier haben eine besondere Energie. Sie unterstützen uns mit Leidenschaft, und man spürt sofort, dass sie ein Teil des Vereins sind. Diese Atmosphäre hilft uns in engen Kämpfen sehr. Weingarten ist ein starker Gegner, aber wir bereiten uns intensiv vor. Wenn wir unsere Leistung abrufen und die Halle hinter uns steht, sind wir bereit für ein hartes und intensives Duell.
Interview geführt von Karani Kutlu